Ortsbezogene Kunst-Aktion im Rijksmuseum Amsterdam - NL. Diese Arbeit ist eine kritische Aktion der Künstlerin Annette Sense zu den Touristenmassen, welche heute global die historischen Innenstädte und ihre Museen durchströmen.
Ein ökonomisierendes Denken mit allumfassenden Konzepten und Strategien hat sich heute bis in die letzten Winkel der Individualität jedes Einzelnen vorgearbeitet, und gelangt sogar bis tief in die „Elfenbeintürme“, in die Kunsttürme hinein.
Massen von Touristen besuchen kulturelle Orte als kurze Event-Angebote, oder verwenden die Objekte und Architekturen als bekannte, auffallende Hintergründe für ihre Selbstinszenierungen in sozialen Netzwerken.
Beispiele sind Städte wie: Amsterdam, Venedig, Rom, Florenz, London, NY, Paris u. a.
Kunst und Kulturarbeit in den Museen dient heute mehrheitlich NICHT der Erkenntnis und der sozialen Begegnung, sondern mutiert zum Hintergrund von „Selbstinszenierungen für geselliges Beisammensein von an sich narzisstischen Gemeinschaften“, wie es Isolde Charim (Wien) benennt, deren „Massenbedürfnis nach Selbstsetzung“ in vermeintlich sozialen Netzwerken bis ins Unendliche gesteigert wird, und damit den rein monetären Interessen von Data-Konzernen, Aktiengesellschaften und deren Nutzniesser*innen dient.
Bei der AKTION INVASIVE ART werden die Touristenmassen nun ihrerseits von der Künstlerin als thematischer Hintergrund im Rijksmuseum in Amsterdam markiert und genutzt.
INVASIVE ART spielt sprachlich mit den Begriffen: ART = engl. für KUNST - auf Deutsch ist damit die GRUNDEINHEIT DER BIOLOGISCHEN SYSTEMATIK gemeint.
INVASIVE = leitet sich ab von lateinisch invadere, und meint in beiden Sprachen ein EINDRINGEN, EINFALLEN und im weiteren Sinne ein SICH DURCHSETZEN.
Die ortsbezogene Kunst-Aktion von Annette Sense im Rijksmuseum-Amsterdam ist bewusst gesetzt als eine kritische Referenz an das sogenannte „Goldene Zeitalter der Niederländer*innen“, an den globalen wirtschaftlichen Handel und seine einseitigen Wertschöpfungen, an das Kolonialzeitalter der Niederländer*innen, welches verbunden war mit der Entstehung der ersten Aktiengesellschaft weltweit im Jahr 1602, der Vereenigde Oost-Indische-Compagnie (VOC), mit welcher in Folge auch die Geoctroyeerde-West-Indische-Compagnie (WIC) entstand.
Laut Forschung zeichneten die Bewohner*innen Amsterdams 1602 mehr als die Hälfte des gesamten Kapitals, das in das neue Unternehmen investiert wurde, davon zwei Fünftel Kleininvestor*innen (Handwerker*innen), sowie 84 Großinvestor*innen. 1621 etablierte sich dann auch die Niederländische Geoctroyeerde-West-Indische-Compagnie, die 1626 die Stadt Nieuw Amsterdam gründete, die seit 1667 New York heißt.
Die Amsterdamer Wechselbank, die Begründerin des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, genoss zeitgleich weltweite Reputation.
Diese Handelsgesellschaften machten die Republik zur weltumspannenden See- und Handelsmacht. Der kleine niederländische, einwohnerschwache Staatsverband, der über keine Rohstoffe verfügte und dessen landwirtschaftliche Produktion unbedeutend war, wurde zur großen Wirtschaftsmacht in der Mitte des 17. Jahrhunderts, und Amsterdam zum wichtigsten europäischen Handelsplatz, zum bedeutendsten Stapelmarkt (Lager für Zoll/Preisspekulationen) weltweit, sowie zur wohlhabendsten Stadt des Kontinents.
In den Lagerhäusern stapelten sich Gewürze, Seide und andere Kostbarkeiten aus Indien und dem Pazifikraum; Wissenschaften und Literatur, Architektur, Bildhauerei und Malerei (Rembrandt van Rijn und seine Schule!) erreichten ihre Höhepunkte.
Dies ist zunächst eine Beschreibung aus der niederländischen, der europäischen Perspektive, der Perspektive der wenigen wohlhabenden Beteiligten.
Allerdings sichtbar und fühlbar, wenn auch nicht benannt in Europa, war immer auch die Perspektive der Kolonisierten. Denn mit und durch diese aufstrebenden niederländischen Handelsgesellschaften wurde die Mehrheit der beteiligten Menschen in den fern liegenden Ländern, in den Kolonien, brutalst ausgebeutet, entrechtet und unterdrückt, und Rassismus und Sklavenhandel wurden mit dem Ausbau des erfolgreichen Handels weltweit etabliert.
Und wie sich unschwer erkennen lässt: Viel hat sich heutzutage an diesem umfassend ökonomisierten, aktienbasierten und zerstörerischen Kaufleuteverhalten überhaupt nicht geändert.
Und wunderbare Künstler*innen wie Rembrandt van Rijn und ihre Werke werden heute (2024) , ebenso wie damals (1602), mehr als vierhundert !!! Jahre später, durch rein monetär denkende Handelsgesellschaften und ihre Nutzniesser*innen (Data-Konzerne und Selbstsetzer*innen, Städte, Museen und Massentourismus) als geschätzte Protagonisten inszeniert, und für deren Repräsentation als beschauliche Hintergründe eines „geselligen Beisammenseins “ eingesetzt.